Anlässlich der Verleihung des Würdigungspreises des Landes Tirol wurde in der Laudatio vom Kulturerbe Hubatschek gesprochen. Erika Hubatschek wird als Photographin der Sonderklasse bezeichnet (Tiroler Kulturberichte, April 1996) und mit Peter Paul Atzwanger oder Erna Lendvai-Dircksen verglichen. Der Direktor des North Carolina Museum of History schreibt I thank you for your steady pursuit of cultural documentation of Alpine farmlife! Und schließlich wird diese bisher nicht gekannte alpine human photography in der Leica Gallery in New York ausgestellt.
1917 in Klagenfurt geboren und in der Obersteiermark aufgewachsen, studierte Erika Hubatschek Geografie, Volkskunde und Leibesübungen in Graz und Innsbruck. 1940 promovierte sie mit einer kulturgeografisch-volkskundlichen Dissertation „Almen und Bergmähder im oberen Lungau“ bei den Professoren H. Kinzl und H. Wopfner. Von 1940 bis 1978 war sie als Gymnasiallehrerin in Innsbruck tätig.
Schon seit 1940 gilt ihr großes Interesse den Bergbauern und ihrem Wirken. Nicht nur aus theoretischem Wissen, sondern besonders auch durch tatkräftige Mitarbeit auf vielen Berghöfen hat sie das Bergbauerndasein bis in seine Wurzeln selbst erlebt und seit mehr als 60 Jahren fotografisch festgehalten. So wurde sie zu einer der besten Kennerinnen alpenländischen Bauerntums.
Seit 1949 zahlreiche Vorträge im In- und Ausland (Österreich, Südtirol, Deutschland, Schweiz, USA), Bücher und Fotoausstellungen, u.a. in München, Mailand, Zagreb, Ajaccio, New York, Bozen, Wien, Salzburg, Innsbruck und Berlin.
…finden sich nicht nur in Erika Hubatscheks Schwarzweiss-Fotografie, sondern auch in ihrer Biografie durch ihre „opportunistische Haltung der zweifelsohne beeindruckenden Frau zum NS-Regime“. Dieser Schatten war politischer Natur: Erika Hubatschek wuchs in einem deutsch-national geprägten familiären Klima auf und geriet sehr früh in den Sog dieser Ideen: Der Vater Karl Hubatschek (1881–1945), aus Mähren stammend, war bereits 1933 Anhänger der österreichischen NSDAP – zu einer Zeit, als sie noch verboten war. 15-jährig trat Erika Hubatschek der „Mädelgruppe“ des Vereins „Südmark“ bei, 1934 engagierte sie sich erstmals politisch bei der Betreuung von Gefangenen des Februaraufstandes 1934. Am 1. Mai 1938 trat die 20-Jährige dann der NSDAP bei. Nach 1945 wurde Erika Hubatschek „aus politischen Gründen vom Dienst enthoben“ und 1947 als „minderbelastet“ eingestuft.
„Die ethnografischen und fotografischen Erfolge Hubatscheks in der Zweiten Republik sind in Hommagen eingehend gewürdigt worden. […] Auch wenn Fotografie niemals frei von Inszenierung ist, sondern ständiger (mehr oder weniger bewusster) Entscheidungen bedarf: An Hubatscheks Blick – mitunter auch als „weiblicher Blick“ gewürdigt – wurde und wird immer wieder gelobt, dass er kaum etwas beschönige, verkläre oder ausblende. Wäre es nicht an der Zeit, sich auch im Hinblick auf ihre Biografie einen solchen Blick – jenseits bisheriger Wahrnehmungskorridore – zu wünschen? Um ein rasches Verurteilen einer „Opportunistin“ sollte es dabei nicht gehen; aber warum denn nicht um ein Verstehen-Wollen und Aushalten-Können dessen, was war?“
Aus: Sagbares über das Ungesagte. Erika Hubatschek und der Nationalsozialismus
Von Reinhard Bodner und Christine Gamper.
Die Vollversion dieses Beitrages, der 2022 im „20er“ erschienen ist, finden Sie hier: Bodner_Gamper_2022_Sagbares über das Ungesagte
1963 Leitgeb-Preis (Klagenfurt)
1998 Würdigungspreis der Tiroler Landesregierung für Volkskultur
2001 Preis der Landeslandwirtschaftskammer Tirol
2007 Preis des Landes Kärnten
2007 Preis der Stadt Innsbruck